Mittwoch, 10. September 2014

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 10. September 2014

Guten Morgen, liebe Hörer,
in drei Jahren feiern die evangelischen Kirchen ihr großes Reformationsjubiläum. Im Jahr 1517 hatte Martin Luthers seine 95 Thesen über den Ablass veröffentlicht, und es begann die öffentliche Auseinandersetzung um den richtigen Glauben. Die führte schließlich dazu, dass die Kirchen der Reformation Wege gingen, die sich von denen der Altgläubigen, wie man damals sagte, trennten.
Von katholischer Seite sind wir gefragt worden: Ist das wirklich ein Grund zum Feiern, dass die einheitliche Kirche des Abendlandes damals gespalten wurde?  – Nein, das ist es nicht, haben Vertreter der Evangelischen Kirche darauf geantwortet. Aber: Es ist Grund zum Feiern, dass die Kirche erneuert und zu ihren biblischen Grundlagen zurückgeführt worden ist.
Es war ja nie Luthers Plan gewesen, eine neue Kirche zu gründen, sondern nur, die alte Kirche zu erneuern. Die Missstände um den Ablasshandel, wo – vereinfacht gesagt – das Seelenheil mit Geld erkauft werden konnte, waren Auslöser für Luthers Thesen. Dahinter stand die große Frage, die die Menschen damals umtrieb: Was können wir überhaupt dafür tun, um in den Himmel zu kommen? Wie gut können und müssen wir sein, damit Gott uns gnädig ist? – Luther sagte: Gottes Gnade ist umsonst, ohne Gegenleistung, sonst wäre es ja keine Gnade. Das war damals unerhört.
Martin Luther war anfangs ausgesprochen gesprächsbereit. Seine 95 Thesen waren ja nichts anderes als ein Diskussionsangebot. Leider stieß er auf wenig Verständnis und wurde schnell zum Ketzer stilisiert. Er forderte immer wieder, dass man seine vermeintlichen Irrtümer widerlegen sollte und war bereit sich den besseren Argumenten zu beugen. Statt mit guten Argumenten antwortete man mit Drohungen. Denen aber konnte und wollte Luther sich nicht beugen.
Mit Luthers Einsichten begann die evangelischen Umgestaltung der kirchlichen Lehre und Praxis. Evangelische haben sich nie als eine von Rom abgespaltene Kirche verstanden, sondern als Kirche, die damals durch das Evangelium erneuert worden ist. Und das ist für uns Grund zum Feiern.
Übrigens hat die römische Kirche im selben Jahrhundert noch ebenfalls einen großen Erneuerunsprozess eingeleitet – mit dem Konzil von Trient. Leider nicht so weitgehend und leider zu spät, um damals noch einen gemeinsamen Weg für alle finden zu können.
Heute sind wir dabei, gemeinsame Wege zu finden und zu gehen und bleibende Unterschiede auszuhalten.

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