Mittwoch, 28. Mai 2014

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 28. Mai 2014

Guten Morgen, liebe Hörer,

gestern habe ich an den Genfer Reformator Johannes Calvin erinnert, der vor 450 Jahren gestorben war. Was ich bis heute besonders interessant finde an Calvin, ist die Verbindung von Glauben und Politik, für die er steht. Ohne dass er selber ein politisches Amt hatte – er war letztlich Pfarrer und als Ausländer nie stimmberechtigter Bürger der Stadt – hatte er doch immensen politischen Einfluss. Von der Politik in der Stadt erwartete er, dass sie sich nicht in kirchliche Belange einmischte; denn die weltliche Regierung habe natürlich keine Zuständigkeit in geistlichen Dingen. Umgekehrt erwartete er aber, dass die weltliche Regierung das Zusammenleben nach den Geboten der Bibel und des christlichen Glaubens ordnete. Das ging so weit, dass auf sein Betreiben hin sogar schon der Besitz katholischer Bücher strafbar war, und dass die Behörden den Ausschluss von so genannten Unwürdigen vom Abendmahl zu überwachen hatten.

So absurd uns das heute erscheint, so spüren wir doch da und dort die Nachwirkungen. Die eine Seite nämlich, dass sich der Staat nicht in Angelegenheiten der Religion und der Kirchen einzumischen habe, ist bis heute eine Selbstverständlichkeit.

Umgekehrt ist es umstritten, wie christlich Politik sein soll. In der Präambel des deutschen Grundgesetzes steht zumindest etwas von der Verantwortung vor Gott. Christliche Kirchen und Gruppen fordern, dass die Politik sich an christlichen Grundsätzen orientiert. Andere dagegen klagen eine strikte weltanschauliche Neutralität des Staates und eine klarere Trennung zwischen Staat und Kirche ein.

Ich sehe heute eher die Gefahr, dass, so wie früher in Genf und anderswo die kirchlichen Regeln vom Staat durchgesetzt werden sollten, heute andere Gruppen, etwa die Umwelt- und Gesundheitslobby oder Feministinnen, den Staat für ihre Zwecke in Anspruch nehmen.

Wie auch immer: Staat und Politik sind nicht dazu da, eine perfekte Welt oder das Reich Gottes auf Erden zu schaffen. Sie sollen uns aber die Freiheit gewähren, als Christen und als Bürger nach Gottes Willen zu fragen und zu leben.

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