Dienstag, 27. Mai 2014

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Dienstag, dem 27. Mai 2014

Guten Morgen liebe Hörer,

kurz nachdem die Stadt Genf 1536 evangelisch geworden war, kam ein junger französischer Rechtsgelehrter und Hobbytheologe in die Stadt, um von dort aus weiter zu reisen. Der neue Stadtpfarrer jedoch brauchte dringend Unterstützung und nötigte den Franzosen zum Bleiben. Der war freilich kein ganz Unbekannter mehr, sondern hatte schon mit einem beeindruckenden Lehrbuch über die Grundlagen der christlichen Religion für Aufsehen gesorgt. Sein Name war: Jean Cauvin, oder besser bekannt in seiner latinisierten Form: Johannes Calvin.

Calvin war in seinen jungen Jahren immer wieder mit der neuen lutherischen Lehre in Berührung gekommen und hatte sich schließlich ganz dieser eigentlich gar nicht neuen, sondern, wie er glaubte, ursprünglichen Lehre des Evangeliums, der evangelischen Lehre also, zugewandt. Ein kluger Kopf, der er war, durchdachte er das alles gründlich und formulierte es gut verständlich in seinem Buch über die christliche Glaubenslehre.

In Genf bekam Calvin die Gelegenheit, die evangelische Glaubenslehre praktisch umzusetzen. Zusammen mit dem Stadtpfarrer Farel begann er, das kirchliche und bürgerliche Leben nach den Gesichtspunkten des christlichen Glaubens umzugestalten. Und das so gründlich, dass man ihn bald loswerden wollte – und auch wurde. Nur dass seine Anhänger schon so viel Einfluss gewonnen hatten, dass es ohne ihn dann auch nicht mehr ging und sie ihn nach vier Jahren wieder zurückholten. Von da an ist er bis zu seinem Lebensende in Genf geblieben. Aber wirksam geworden ist er weit darüber hinaus. Calvinismus ist zum Synonym für den reformierten Zweig der evangelischen Kirchen geworden. Calvin hat das Christentum und das Glaubensleben vor allem in Westeuropa geprägt, in den Niederlanden, in Schottland und England, und von da aus hat seine Lehre weiter gewirkt in das protestantische Nordamerika und von dort wieder zurück nach Europa. Wo wir heute auf evangelischen Glauben treffen, da haben wir es immer auch mit Spuren von Johannes Calvins zu tun.

Heute vor 450 Jahren ist er – im Alter von nur 53 Jahren – gestorben.

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