Samstag, 12. Oktober 2013

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonnabend, dem 12. Oktober 2013

Guten Morgen, liebe Hörer,

ums Danken und um die Dankbarkeit ging es mir in den letzten Tagen an dieser Stelle. Die Bibel erzählt zwei schöne Beispielgeschichten über richtige und über falsche Dankbarkeit.

In der einen Geschichte begegnet Jesus zehn Aussätzigen, also Leprakranken, die ihn um Hilfe bitten. Jesus hört ihre Bitte und schickt sie entsprechend dem jüdischen Gesetz zu den Priestern, die ihre Heilung feststellen. Einer von den Zehn kommt zu Jesus zurück und dankt ihm für die Heilung. Jesus wundert sich: „Du allein? Wo sind denn die neun anderen?“ Und dann fügt er hinzu: „Dein Glaube hat dir geholfen.“

Dankesagen sollte selbstverständlich sein. Ist es aber offensichtlich nicht. – Wie ist das bei uns?

Eine andere  Geschichte erzählt Jesus: Da gehen zwei Menschen ins Gotteshaus um zu beten. Der eine dankt, der andere nicht. Der erste, der dankt, ist ein sehr gläubiger Mensch, der darauf achtet, nach Gottes Geboten zu leben. Der zweite ist ein Betrüger, ein Zöllner. Der erste spricht ein Dankgebet: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, kein Räuber, kein Betrüger, kein Ehebrecher, kein Zöllner. Ich bete und faste regelmäßig. Ich gebe den Zehnten von allen meinen Einnahmen für kirchliche und wohltätige Zwecke.“ – Der andere, der Zöllner, dankt nicht. Er spricht nur einen Satz: „Gott sei mir Sünder gnädig!“

Merkwürdig: Der erste hat etwas richtig verstanden: Dass er Gott danken soll, aber in Wahrheit tut er etwas anderes: Er rückt sich selber in ein besonders gutes Licht. Der Dank ist nur Vorwand: „Ich danke dir, dass ich so toll bin!“ In Wahrheit dankt er sich selber.

Der andere dankt nicht. Noch nicht. Aber er wird Gott danken, denn Gott hat sein Gebet erhört: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ – Gott ist dem Sünder gnädig. Dafür kann er dankbar sein.


Gnade und Dank gehören zusammen. Gracias kommt von gratia, der Gnade. Dass Gott uns unvollkommene und fehlerbehaftete Menschen – in der Sprache der Bibel: uns Sünder – leben lässt und uns gibt, was wir zum Leben brauchen, und ewiges Leben obendrein, das ist der tiefste Grund zum danken!

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