Mittwoch, 19. Dezember 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 19. Dezember 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

nichts ist so tief in unsere verklärten Kindheitserinnerungen eingeschrieben wie das Weihnachtsfest. Wohl jeder von uns trägt diese Bilder in sich, und vielleicht auch die zugehörigen Töne und Gerüche: die Weihnachtsstube, der Christbaum, der Kerzenschein, und natürlich das Staunen und die Freude über die mit Spannung erwarteten Geschenke. Weihnachten ist in besonderer Weise ein Fest für die Kinder. Als Erwachsene inszenieren wir Weihnachten mit all seinen Heimlichkeiten und Herrlichkeiten wiederum als Fest für die Kinder. Und sind dabei tief geprägt von den Weihnachtsfesten unserer eigenen Kindheit.


Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all – dieses Kinderweihnachtslied ist für mich ganz eng verbunden mit den Weihnachtserinnerungen meiner Kindheit.


Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all, zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall, und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht.


Die Kinder – wir Kinder – werden mit hineingenommen in die Weihnachtgeschichte, in den Stall von Bethlehem. – Und man ahnt die pädagogische Absicht dahinter: Nicht die bürgerliche Weihnachtsstube ist das Wichtigste am Weihnachtsfest, nicht die Gaben und Geschenke, für die unsere lieben Eltern sorgen, wie es in einem anderen Weihnachtslied heißt, sondern das Wichtigste ist, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht. Nämlich: das Kindlein auf Heu und auf Stroh.

Aber das ist ja berechtigt. Für mich wäre der ganze weihnachtliche Glanz ohne das Kind in der Krippe sinnlos und leer. Das habe ich schon als Kind so zu empfinden gelernt. Denn: An die vielen Weihnachtsgeschenke, die ich in all den Jahren bekommen habe, kann ich mich kaum noch erinnern, aber an die Weihnachtskrippe, die neben dem Baum aufgebaut war – und zwar wirklich erst am Weihnachtsabend – an die, erinnere ich mich sehr wohl.

Das Lied wollte – im Stil des frühen 19. Jahrhunderts freilich, und deshalb für uns gewiss auch etwas befremdlich – zur staunenden und dankbaren Anbetung hinführen: O beugt wie die Hirten anbetend die Knie, erhebt die Händlein und danket wie sie …


Übrigens, wenn Sie ganz genau auf die Sprache des Liedes achten, dann merken sie, dass es ein katholisches Lied ist. Aber eines, das schon ganz lange ökumenisch geworden ist. Denn wir beten ja doch dasselbe Kind in der Krippe an.

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