Mittwoch, 7. November 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Mittwoch, dem 7. November 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

jedes Jahr im Herbst, Anfang Oktober vor allem und Anfang November wieder, denke ich besonders an den Herbst 1989. Es war der aufregendste Herbst meines Lebens. Und nicht nur meines Lebens.


Wir erlebten den Zusammenbruch eines sich stark dünkenden Regimes in der DDR. Es verfügte über alle Machtmittel: starkes Militär, starke Polizei, bewaffnete Kampfgruppen, eine gefürchtete Geheimpolizei.


Dieser gewaltigen Staatsmacht stand eine schwache Opposition gegenüber. Zahlenmäßig waren die Montagsdemonstranten in Leipzig und dann in hunderten anderen Städten doch nur eine Minderheit. Über Machtmittel verfügten sie nicht. Nur über Kerzen, über Worte, über Gebete.


Dass die Staatsmacht vor den Worten, den Gebeten und den Kerzen im entscheidenden Moment zurückwich, ist für mich immer noch das allergrößte Wunder dieses Herbstes. Größer noch als das Wunder des Mauerfalls, das sich übermorgen zum 23. Mal jährt. Das Wunder des 9. Novembers wäre nämlich ohne das Wunder des 9. Oktobers nicht möglich gewesen.


Natürlich kann man eine Menge Überlegungen anstellen über die psychologische Wirkung von Kerzen und Gewaltverzicht, oder auch über den letzten Funken Vernunft und Skrupel bei denen, die den Einsatzbefehl im letzten Moment eben doch nicht gegeben haben. Sicher hat das alles eine Rolle gespielt.


Man kann aber auch die Handschrift Gottes erkennen, wenn man will.


Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke (1. Samuel 2,4), heißt es heute in der Herrnhuter Losung. So handelt Gott typischerweise: Er stellt sich auf die Seite der Schwachen, der Unterlegenen und lässt die Starken mit all ihren Machtmitteln scheitern.


Davon erzählt die Bibel in vielen ihrer Geschichten:


Den unterdrückten Israeliten gelingt die Flucht vor ihren ägyptischen Sklaventreibern, und dabei geht gleich noch das ganze Streitwagenheer der Ägypter baden.

Der nur mit einer Hirtenschleuder bewaffnete David besiegt den bis an die Zähne bewaffneten Riesen Goliath …

Und dann ist da Jesus, der wehrlos seinen Gegnern gegenübersteht. Die können ihn zwar töten, aber nicht besiegen. Gott steht auf seiner Seite.

Gott steht immer auf der Seite der Schwachen. – Gut zu wissen, wenn wir uns selber in unserer Schwachheit nichts zutrauen. Trauen wir doch Gott etwas zu!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen