Freitag, 13. April 2012

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Freitag, dem 13. April 2012

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

Auferstehung kommt von Aufstehen. Aufstehen kann man nicht nur aus dem Bett, vom Schlaf, aus dem gemütlichen Sessel. Aufstehen kann man für etwas oder gegen etwas. Aufstehen und protestieren, auf die Straße gehen. Den Aufstand proben.


Immer wieder hat man aus der Theologie der Auferstehung eine Theologie des Aufstands gemacht. Die lateinamerikanische Theologie der Befreiung war ein Versuch, Christentum und Marxismus zu verbinden. Ein vielleicht verständlicher Versuch, da, wo Menschen leiden, unterdrückt werden, chancenlos sind, und wo sich ihre Peiniger und Unterdrücker selber noch den Mantel des Christlichen umhängen. Christus, der gelitten hat und auferstanden ist, er muss doch auf der Seite der Leidenden stehen und mit ihnen aufstehen gegen das Leid, gegen den Tod. Nur haben sie dabei übersehen, dass Christus den Aufstand in dieser Form abgesagt hatte, denn sein Reich sei nicht von dieser Welt, hatte er gesagt. Jesus wusste, dass der Gewalt der Gewalttätigen nicht mit Gegengewalt der Aufständischen beizukommen sein würde. Am Beispiel des Marxismus sehen wir, wie die Gewalt der Unterdrückten neue, ja schlimmere Gewalt und Unterdrückung hervorbringt.


Deshalb liegt mir jene ganz andere Theologie der Befreiung viel näher, die niemals so hieß, die es aber praktisch war: Die Theologie jener, die sich 1989 im Ostteil Deutschlands in Kirchen versammelten und mit Kerzen in der Hand auf die Straße gingen, die den Bewaffneten und sich selber zuriefen “Keine Gewalt!” Es war eine Theologie der 
Ermutigung und Ermächtigung, die ihre Kraft und ihre Friedfertigkeit aus dem Glauben an den Auferstandenen zog. Es war eine Theologie der Auferstehung.


Und so haben wir diese Revolution auch als Auferstehung erlebt. Wir sind aufgewacht aus einer Art Totenstarre, haben frei geatmet, sind lebendig geworden und haben begonnen unser Leben in Freiheit zu führen. Für mich hat das in der Tat mit der Leben schaffenden Kraft Gottes zu tun.

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