Sonntag, 17. Juli 2011

Zündfunke (Rundfunkandacht) am Sonntag, dem 17. Juli 2011

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

wofür leben wir? Was macht das Leben lebenswert? Was sind echte Lebenswerte? – Diesen Fragen bin ich mit Ihnen in den vergangenen Tagen nachgegangen. Gesundheit, Geld, Familie, Umwelt, Leben – das waren meine Themen. Man könnte die Reihe noch eine Weile fortsetzen: Heimat, Glück, Toleranz standen noch auf meiner Liste. Ich habe mich zum Abschluss der Reihe für einen anderen Wert entschieden: Freiheit.

Denn Freiheit steht auf meiner persönlichen Werteskala ganz weit oben.

Wahrscheinlich hängt das auch mit meiner Biographie zusammen. Ich bin in dem Teil Deutschlands aufgewachsen, wo die Freiheit des einzelnen nichts galt und der gesellschaftliche Zwang alles war. Damit konnte man leben, so lange man sich angepasst hat. Wenn man aber eine andere als die offizielle Meinung vertrat, weil man z. B. wie ich als Christ andere Überzeugungen hatte, oder wenn man einen Lebensstil pflegte, der dem Staat nicht passte, wenn man mit einem eigenen Geschäft Geld verdienen wollte, oder wenn man einfach auf Reisen gehen wollte in westliche Richtung, dann stieß man schnell an harte Grenzen.

“Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit”, hieß es unter Berufung auf einen großen Philosophen, aber was notwendig war, das bestimmten andere.

Ich bin unendlich dankbar, das ich seit über zwanzig Jahren in einem Teil der Welt lebe, wo ich frei bin, zu tun und zu lassen, was ich will, zu denken und zu glauben, was ich für richtig halte, zu sagen und zu schreiben, was mir wichtig erscheint.

Zur Freiheit gehört auch, Fehler machen zu dürfen oder scheitern zu können. Nicht jeder verbringt sein Leben sinnvoll, nicht jeder hat Erfolg, nicht jeder kommt auf kluge und richtige Gedanken. Aber niemand schreibt mir vor, wie ich zu leben habe. Ich habe es für mich selber entschieden. Und: Ich habe es selber zu verantworten. Das gehört nämlich unbedingt zur Freiheit dazu: Ich bin für mein Leben selber verantwortlich. Kein Staat und keine Kirche kann mir das abnehmen.

Gott hat den Menschen frei geschaffen. Er zwingt ihn nicht. Auch nicht zu seinem Glück. Er möchte, dass der Mensch sein Leben in Freiheit gestaltet, so dass es lebenswert ist.


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